„Wenn ich Zeitung lese, Radio höre oder im Café darauf achte, was die Leute sagen, empfinde ich immer öfter Überdruss, ja Ekel ob der immer gleichen Worte, die geschrieben und gesprochen werden – ob der immer gleichen Wendungen, Floskeln und Metaphern.
Und am schlimmsten ist es, wenn ich mir selbst zuhöre und feststellen muss, dass auch ich die ewig gleichen Dinge sage. Sie sind so schrecklich verbraucht und verwohnt, diese Worte, abgenutzt von millionenfacher Verwendung. Haben sie überhaupt noch eine Bedeutung? Sind sie noch Ausdruck von Gedanken?
Es kommt vor, dass ich dann an den Strand gehe und den Kopf weit hinaus in den Wind halte. Er möge all die abgegriffenen Worte, all die faden Sprechgewohnheiten aus mir herausblasen, so dass ich zurückkommen könnte mit gereinigtem Geist, gereinigt von der Schlacke des immer gleichen Geredes.“
(Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon)